Am Montag beginnt in München der Prozess des Jahrzehnts. Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, Wurstfabrikant und Schweiz-Fan, steht wegen Steuerbetrug in Millionenhöhe vor Gericht.
Doch Hoeneß dreht den Spieß um und fordert allen Ernstes nicht nur einen Freispruch, sondern auch Haftentschädigung. Denn er habe rechtzeitig eine vollständige Selbstanzeige aufgegeben, sodass er auch als Bayern-Präsident ja wohl Straffreiheit erwarten könne. Als Dank habe man ihn für mehrere Stunden in Untersuchungshaft genommen, so Hoeneß. Das müsse natürlich entschädigt werden. Außerdem sei er bereits seit über einem Jahr einem medialen Dauerbeschuss ausgesetzt, weil jemand trotz Steuergeheimnis geplaudert habe und der Fall öffentlich geworden sei.
Diese Hatz auf ihn sei schlimmer als jeder Knastaufenthalt. Nur wer das selbst erlebt habe, könne dies nachempfinden. Daher sei auch hier eine Entschädigung angebracht, selbstverständlich mit doppeltem Tagessatz, das heißt 9.500 Euro. Von den rund 3,8 Millionen Euro zu erwartender Entschädigung sei er bereit, einen angemessenen Teil zu spenden.
Beobachter gehen davon aus, dass die Strategie nicht ohne Gefahr ist. Sollte der Richter Hoeneß’ Selbstanzeige nicht als wirksam anerkennen, käme eine Bewährungsstrafe kaum mehr infrage. Denn bei einer solchen Strafe würde Hoeneß weiter öffentlicher Gefangener der Weltverbesserer sein, die selbst Spesenabrechnungen von nie erfolgten Geschäftsreisen beim Finanzamt einreichten. Der Richter könnte Hoeneß dann hinter echte Gitter schicken, um Hoeneß’ Haftbedingungen zu verbessern.