Jan (29) spielt regelmäßig Lotto. Doch er folgt einer anderen Motivation als die meisten anderen Lottospieler. Jan will gar nicht gewinnen, vor allem will er keinen Millionengewinn. So spielt sich zweimal in der Woche das gleiche Ritual ab. Seit die Übertragung im Fernsehen eingestellt wurde, schaut sich Jan die Ziehung der Lottozahlen im Internet-Livestream an. Sobald klar wird, dass er keine 6 Richtigen hat, was sich oft schon nach der ersten Kugel herauskristallisiert, reißt Jan die Arme hoch und jubelt lautstark. Was seltsam klingt, hat aber einen überzeugenden Background. So sagen praktisch alle Glücksforscher, dass die Freude über einen Millionengewinn im Lotto nur kurze Zeit anhält. Das Entscheidende ist, dass die Gewinner bereits nach spätestens zwei Jahren mit ihrem Leben deutlich unzufriedener sind als vor dem Gewinn.
Jan erklärt, dass es ja pervers wäre, sich bei einem Millionengewinn zu freuen, da dieser langfristig Unzufriedenheit und Depressionen bedeute. Eindeutig glücklicher seien schließlich die, die nicht gewinnen würden, so Jan. Daher jubele er bei jedem verpassten Millionengewinn. „Das Tolle daran ist, dass ich fast jede Woche mich zweimal so richtig freuen kann“ – Nur wenn Jan mal 3 oder 4 Richtige hat, was selten vorkommt, fällt der Jubel etwas geringer aus. Er freue sich aber dennoch, weil so ein relativ kleiner Gewinn keine wirklich langfristigen negativen Auswirkungen auf seine Zufriedenheit habe, so Jan.
Warum spielt Jan dann überhaupt Lotto, wenn er doch gar nicht gewinnen will? „Eben, drum“, sagt Jan, „weil es mir einen Heidenspaß macht, wenn ich nicht gewinne. Ich kann mich zweimal die Woche freuen wie ein kleines Kind. Die meisten anderen Lottospieler sind dagegen fast immer gefrustet“. Hat Jan den Weg zum Glück entdeckt? Es scheint so.