In Kaufbeuren wurde am vergangenen Samstag gegen 15:15 eine etwa 50-jährige Frau in einem Supermarkt am Schweigerweg bei einem dreisten Diebstahl beobachtet. Zunächst steckte sie wie vorgeschrieben eine 1-Euro-Münze in den Münzeinwurf des Einkaufswagens, woraufhin dieser freigegeben wurde. Nach dem Einkauf und dem Vollladen ihres Autos brachte sie den Wagen zurück zum Supermarkt. Noch deutete nichts auf eine kriminelle Handlung hin.
Doch anstatt den Wagen einfach abzustellen, fingerte sie mit einigen geschickten Bewegungen den eingeworfenen Euro aus der Vorrichtung wieder heraus. Es gelang ihr bereits nach kurzer Zeit. Trotz einiger verächtlicher Blicke ließ sie sich nichts anmerken und begab sich zu ihrem Pkw. Sie entkam unerkannt.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass es sich hierbei keinesfalls um einen Kavaliersdelikt handelt. Die Wagen müssen nicht nur unter großem Kraftaufwand von den Mitarbeitern und Aushilfskräften immer wieder eingesammelt, sondern auch gereinigt, gewartet und repariert werden. Bewegliche Teile sind zu ölen, gelegentlich sind neue Räder notwendig. Auch müssen oft Beulen ausgebessert und die Reklameschilder regelmäßig ausgetauscht werden, all das ist aufwändig. Häufig sind die Wagen bereits nach wenigen Jahren ein Fall für den Schrotthändler.
Der Unterhalt des Wagenparks kostet die Märkte entsprechend nicht unerheblich Geld. Schüler, die sich ihr Taschengeld aufbessern möchten, werden durch solche Diebstähle um ihren verdienten Lohn gebracht.
Oft sind es Leute, die das Geld eigentlich haben. Aber es gibt auch keine moralische Rechtfertigung dafür, wenn sich Hartz IV-Bezieher Einkaufswägen für lau ausleihen.
Der sichtlich betroffene Marktleiter weiß sogar von einem Fall in einem Nachbarort zu berichten, bei dem ein Jackenknopf (!) eingeworfen worden war, um einen Einkaufswagen zu mieten. Die kriminelle Energie kennt offenbar keine Grenzen. Eine Fälscherbande hat vor wenigen Jahren sogar einmal versucht, gefälschte Münzen in Umlauf zu bringen, die mit einer ungeheuren Dreistigkeit als „Einkaufswagenchips“ angeboten wurden. Tatsächlich hebelten sie den Schutzmechanismus der Einkaufswagen aus und wurden als 1-Euro-Münzen erkannt. Es wird immer schlimmer.